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Medien berichten

Haustiere (Nagetiere) wie Hamster und Co als Allergenquelle

Bei vielen Menschen sind Haustiere sehr beliebt. In Deutschland haben schätzungsweise 65 % aller Familienhaushalte ein Haustier bzw. 45 % aller Haushalte. Dabei sind Katzen mit einem Vorkommen von 19% aller Haushalte vor Hundehaltern mit 14% an erster Stelle. Immerhin  6% der Haushalte haben kleine Säugetiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Co als Haustier, wobei die Zahlenangaben bei diesen nicht so verlässlich sind.

Nagetiere (Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Co) als Haustier sind insbesondere bei Kindern sehr beliebt. Für sie ist der Tierkontakt wichtig, weil sie Verantwortung übernehmen können und zudem einen „Spielkameraden“ gewinnen.

Wenn Sie oder Ihre Familienangehörigen eine Tierhaarallergie haben, reagieren Sie nicht nur auf die sichtbaren Tierhaare an sich überempfindlich. Die allergischen Beschwerden können durch verschiedene Allergene tierischen Ursprungs verursacht werden. Auslöser sind tierische Proteine (Eiweiße), die vor allem im Urin, im Speichel, auf den Haaren und in den Exkrementen der Haustiere gefunden werden. Die Tierallergene können auch in Textilen wie z. B. Polstermöbeln, Teppich und Matratze nachgewiesen werden. Auch Kleidung und menschliches Haar gelten als Überträger.

Bei Menschen mit einer Milbenallergie können zusätzlich die im Tierfutter, Einstreu, Heu etc. enthaltenen Vorratsmilben allergische Beschwerden auslösen, wenn Sie oder Ihr Kind damit in Kontakt kommen.

 

Allergenquellen von Hamster und Co

  • Kaninchen: Die meisten Allergene wurden bei Untersuchungen im Speichel gefunden, gefolgt von Urin und Haaren.

  • Meerschweinchen: Allergene wurden hauptsächlich im Urin, im Speichel und auf den Haaren gefunden.

  • Hamster: Allergien gegen Hamster sind im Vergleich zu den anderen Tierarten eher selten.  Schwere allergische Reaktionen sind nach Hamsterbissen berichtet worden. Aber auch Atembeschwerden (asthmatische Reaktionen) wurden nach Kontakt zu Hamstern dokumentiert.

  • Maus und Ratte: bei diesen wird das Allergen in hohen Mengen im Urin ausgeschiedenen. Männliche Mäuse produzieren zudem mehr Allergen als weibliche Tiere. Maus- oder Rattenhaar-Allergien sind häufig bei Mitarbeitern von Zoohandlungen und Forschungsein-richtungen zu beobachten. Sie können hohe Allergenbelastungen in Innenräumen mit sich bringen. Dies gilt nicht nur für die „Haustiere“, sondern auch für Nagetierbefall durch freilebende Mäuse und Ratten, die in menschliche Behausungen eingedrungen sind.

 

Die Allergiediagnostik stellt den ersten Schritt zum Nachweis einer Hautier-Allergie dar.

Ihre Krankengeschichte oder die Ihres Kindes stehen dabei an erster Stelle. Einige Fragen sollten zudem geklärt werden:

  • Wann sind die allergischen Beschwerden erstmals aufgetreten?

  • Haben Sie selber ein Haustier bzw. besteht regelmäßiger Kontakt zu Haustieren?

  • Wann wurde das Haustier angeschafft?

  • Wo lebt das Haustier (Kinderzimmer, Wohnzimmer, im Stall im Garten)?

  • Darf es frei in der Wohnung herumlaufen?

  • Bessern sich die Beschwerden, wenn der Tierkontakt für einige Tage unterbrochen wurde, zum Beispiel im Urlaub?

  • Liegt ein beruflicher Kontakt vor?

  • Werden Tiere in der Freizeit gezüchtet (z.B. Kaninchenzüchterverein)?

Danach erfolgt eine Allergietestung an der Haut (Pricktest) oder im Blut. Tritt eine positive Reaktion auf bzw. finden sich Antikörper vom (IgE-Typ) im Blut, ist der Nachweis einer Sensibilisierung erbracht.

Bei Hamstern muss aber genauer hingeschaut werden. Hamster werden in drei verschiedene Spezies unterteilt, und nicht für alle stehen Testmöglichkeiten zur Verfügung. Beim Goldhamster und dem sogenannten „Roborowski-Zwerghamster“ konnte Kreuzreaktivität festgestellt werden, nicht aber beim Dsungarischen Zwerghamster. Dies kann von klinischer Bedeutung sein, da die herkömmlichen Hauttestlösungen auf der Basis von Goldhamsterepithelien hergestellt werden. Somit können falsch negative Testergebnisse zustande kommen, wenn Sie einen Dsungarischen Zwerghamster zu Hause haben.

 

Beruflicher Kontakt zu Nagetieren

Sensibilisierungen bei beruflichen Kontakt zu Versuchstieren (Maus, Ratte, Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen) sind ein relevantes allergologisches Problem.

Nach Untersuchungen haben zwischen 15 bis 20 % der Laborangestellten und Tierpfleger eine Sensibilisierung. Als Symptomatik können Reaktionen an Nase, Lunge und der Haut auftreten, da sich  Allergene in den Haaren, Schuppen und im Urin der Labortiere befinden. Wenn Schutzkleidung und Vermeidungsmaßnahmen nicht ausreichend sind, kann sogar ein Arbeitsplatzwechsel notwendig werden.

 

Therapiemöglichkeiten:

An erster Stelle steht dabei die Allergenkarenz, d.h. die Vermeidung von Tierkontakt. Auch eine symptomatische Behandlung mit antiallergischen Medikamenten ist möglich, wenn Sie nur gelegentlich Kontakt mit den Nagetieren haben. Eine Trennung vom „geliebten“ Haustier ist die offizielle Empfehlung, die für Kinder oft  schwierig und emotional belastend und daher nicht immer leicht durchführbar ist.   

Wenn Sie oder ein Familienmitglied unter allergischen Symptomen leiden, könnten zudem folgende Maßnahmen vor der Trennung vom Haustier versucht werden:

  • Das Haustier sollte nicht im Schlaf- bzw. Kinderzimmer seinen Stall haben.
  • Lassen Sie Ihr Haustier nicht frei in der Wohnung herumlaufen.
  • Überlassen Sie die Pflege des Haustiers und das Reinigen des Stalls Ihren nicht allergischen Familienangehörigen.
  • Möglicherweise kann z.B. auch ein Stall im Garten oder Balkon helfen, dass sich die Allergenmenge im Haus verringert und das Haustier dann nicht abgeschafft werden muss.

Haben Sie nach Kontakt zu Kaninchen allergische Beschwerden, dann sollten Sie auf Angorawolle verzichten, da diese Kaninchenallergene  enthalten kann.

Sie sollten versuchen, die Tierhaare durch regelmäßiges Waschen von Kleidung (sofort nach Tierkontakt) und Reinigen von Textilien (z. B. Polstermöbel und Teppiche) zu entfernen.

Die allergische Reaktion nach Allergenkontakt kann Sie nicht nur zu Hause bedrohen. Die Verbreitung der Allergene und die hohe Variabilität der Allergenkonzentration stellt ein mögliches Risiko für Sie und Ihre Familie dar. In öffentliche Bereiche wie z. B. Kindergarten, Schule und Arbeitsplatz können die Allergene leicht durch Tierhalter gelangen, wobei Haare und Kleidung die wichtigsten Überträger sind. In einem Raum mit vielen Tierbesitzern steigt sehr schnell die Allergenkonzentration an. Der Besuch von Haushalten mit Haustieren (Nagetieren) oder der Besuch des Streichelzoos ist deshalb zu vermeiden.

 

Wer beruflich häufig Kontakt mit Nagetieren hat, sollte Folgendes beachten:

Die Allergene verbleiben längere Zeit in der Luft, was eine inhalative Belastung verursachen kann. Menschen, die regelmäßig Tierkontakt haben, wie z. B. Tierpfleger, Tierärzte und Laborpersonal sind durch die tägliche mehrstündige Arbeit gefährdet. Die allergische Reaktion wird – wie schon oben beschrieben - nicht nur durch direkten Tierkontakt ausgelöst, sondern auch durch Proteine im Speichel und Urin der Nagetiere. Um die allergischen Reaktionen zu reduzieren, kann das Tragen von Schutzmasken ausprobiert werden, damit die Allergene nicht eingeatmet werden.

 

Fazit:

Da es zumeist keine kausale Behandlungsmethode wie die spezifische Immuntherapie gegen Nagetierallergene gibt, stehen Vermeidungsmaßnahmen im Vordergrund, auch wenn diese insbesondere bei beruflicher Belastung mit Maus und Co schwierig und möglicherweise nicht immer vollständig umsetzbar sind.

 

Dr. med. Stefanie Diehl

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie

Lutherplatz 1
34466 Wolfhagen - Istha
Tel.: 05692 / 2005
Die Praxis | Kinderarztpraxis Dr. Diehl & Dr. Luigs (kinderarztpraxis-diehl.de)