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Medien berichten

Akupunktur bei Allergien – eine Alternative zur spezifischen Immuntherapie?

Neben der klassischen Schulmedizin gibt es alternative Therapieverfahren, welche bei gewissen Krankheiten zum Einsatz kommen und von Patienten nachgefragt werden. Teilweise fehlt diesen Behandlungsverfahren allerdings der heute geforderte Wirkungsnachweis durch wissenschaftliche Studien.

 

Akupunktur wird in China seit Jahrtausenden praktiziert

In der chinesischen Medizin ist die Akupunktur schon seit Jahrtausenden bekannt und hat sich für verschiedene Krankheitsbilder bewährt. Berichte über allergische Reaktionen, z. B. gegen Bienen- und Wespenstiche, gibt es ebenfalls seit Tausenden von Jahren. Damals gab es aber weder Diagnose- noch Therapiemöglichkeiten gegen eine Allergie. Somit wurde die Akupunktur ursprünglich (vermutlich) nicht zur Behandlung von Allergien eingesetzt, da diese seinerzeit schlicht noch unbekannt waren.

Bei der Akupunktur werden bestimmte Punkte des Körpers gezielt stimuliert. Verschiedene Techniken (z. B. mit Nadeln, manuellem Druck und Strom/Laser) sind beschrieben. Die Behandlung mit Nadeln wurde in verschiedenen Studien an Allergikern ausprobiert.

 

Übliche Therapiedauer von Akupunktur und spezifischer Immuntherapie

Bei chronischen Erkrankungen wie einer Allergie besteht ein Therapiezyklus in der Regel aus zehn bis zwölf Akupunktursitzungen, verteilt über drei bis zwölf Wochen. Im Rahmen einer Studie mit Birkenpollenallergikern wurden diese ab Beginn des Birkenpollenflugs für acht Wochen zwölfmal mit Nadeln behandelt.

Bei der spezifischen Immuntherapie (SIT) hat sich dagegen in klinischen Studien gezeigt, dass ein Therapiestart ca. drei bis sechs Monate vor dem Pollenflug erfolgen sollte, um bereits im ersten Behandlungsjahr eine deutliche Linderung von allergischen Beschwerden zu erreichen.

 

Akupunktur könnte tatsächlich Effekte haben

Der Wirkmechanismus von Akupunktur gegen allergischen Schnupfen ist derzeit noch unklar und bedarf weiterer Forschungen. Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Akupunktur auf verschiedenen Ebenen antientzündliche Effekte verursacht. So werden Botenstoffe (Zytokine und Neuropeptide) reduziert, die an allergischen Reaktionen beteiligt sind.

 

Was empfehlen die allergologischen Fachgesellschaften?

In der aktuellen Leitlinie der deutschsprachigen allergologischen Fachgesellschaften wird die Akupunktur nicht zur Behandlung von allergischen Symptomen bei Pollen-, Milben- oder Insektengiftallergikern empfohlen. In den letzten Jahren wurde die spezifische Immuntherapie immer besser untersucht und es wurden neue Allergenpräparate zugelassen.

Daher geben Ärzte der SIT den Vorzug gegenüber der Akupunktur, die ohnehin lediglich die Beschwerden und nicht die Ursache behandelt.

 

Bedeutung für Allergiker

Patienten, die erst kurz vor oder während des Pollenfluges wegen starker Allergiesymptome zum Allergologen gehen, profitieren von einer spezifischen Immuntherapie in diesem Jahr kaum noch. Das Immunsystem braucht einfach eine gewisse Zeit, um sich an die Allergene zu gewöhnen. Zudem sollte, je nach Allergenpräparat, die spezifische Immuntherapie erst nach dem Ende des Pollenfluges eingeleitet werden.

Zur Linderung der Symptome kann – ergänzend zu Augen-/Nasentropfen und Tabletten – eine Akupunktur durchaus noch am Beginn des Pollenfluges gestartet werden. Allerdings sind dazu mehrere Sitzungen in den weiteren Wochen nötig, wie weiter oben beschrieben.

 

Langfristiger Effekt bei Immuntherapie deutlich stärker

Hinweise aus Studien, dass mit Akupunktur behandelte Patienten auch im Folgejahr noch davon profitieren, sind sehr gering und statistisch kaum bedeutend. Bei der spezifischen Immuntherapie, die über drei bis fünf Jahre durchgeführt werden soll, zeigen Studien eine weitere Verbesserung in den folgenden Behandlungsjahren.

 

Gute Verträglichkeit der Akupunktur belegt

Die Akupunktur ist in der Hand eines erfahrenen Mediziners ein relativ nebenwirkungsarmes und sicheres Therapieverfahren. Lokale Schmerzen und Blutungen im Bereich der Akupunkturnadel sind die am häufigsten genannten Nebenwirkungen. Schwere Nebenwirkungen oder die Übertragung von Infektionskrankheiten sind extrem selten.

Bei der spezifischen Immuntherapie hingegen können durchaus Nebenwirkungen auftreten, die lokal auftreten oder den ganzen Körper betreffen. Dies ist sowohl bei einer Behandlung mit Spritzen als auch mit Tropfen unter die Zunge möglich. Nach einer Injektion sollte der Patient daher aus Sicherheitsgründen noch 30 Minuten in der Praxis bleiben.

 

Warum nicht spezifische Immuntherapie und Akupunktur kombinieren?

Aber auch die Kombination von alternativen Verfahren wie Akupunktur und einer spezifischen Immuntherapie schließen sich nicht aus. Ein Patient, der wegen einer Hausstaubmilbenallergie mit der spezifischen Immuntherapie behandelt wird, darf zusätzlich auftretende, vorübergehende Beschwerden eines Heuschnupfens parallel mit Akupunktur behandeln lassen.

Idealerweise lindert das alternative Behandlungsverfahren die juckende und laufende Nase. Studien bescheinigen der Akupunktur eine mindestens ebenbürtige, teilweise sogar überlegende Wirkung gegenüber antiallergischen Medikamenten. Kosten und Aufwand der „Nadelbehandlung“ sind jedoch ungleich höher.

 

Dr. med. Behrooz Eghlimi (Facharzt für Hals- Nasen-Ohrenheilkunde, Audiologe/Neurootologe (BV))

Kaiserstr. 23, 42329 Wuppertal
Tel.: 0202-2781527

HNO Arztpraxis Wuppertal, Dr. med. Behrooz Eghlimi (hno-arztpraxis-wuppertal.de)