Wie unterscheidet sich eine Coronavirusinfektion (COVID-19) von allergischen Symptomen z.B. durch Pollen?
Seit Anfang März sind alle Zeitungen, Fernsehsendungen und das öffentliche Leben vom neuen Coronavirus SARS-CoV-2 bestimmt. Doch nicht nur Viruserkrankungen, wie COVID-19, können schwere Krankheitssymptome verursachen und die Lebensqualität beeinflussen, sondern auch allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen und allergisches Asthma während der Baum- und Gräserpollenflugsaison. Allergische Symptome wie trockener Husten, Atemnot, Nasensymptome und Abgeschlagenheit sind denjenigen einer COVID-19 Infektion eventuell ähnlich.
Während der Pollenflug von Hasel und Erle im Mai meist schon wieder vorbei ist, stehen für Baumpollenallergiker im April die Birkenpollen im Vordergrund, bevor ab Mitte Mai die Gräserpollensaison beginnt.
Die nachfolgende Übersicht soll Ihnen helfen, Symptome einer Allergie von einer Infektion mit dem neuen Coronavirus- (Erkrankungsname CoViD-19) zu unterscheiden.
Symptome | Allergie (IgE-vermittelt) | CoViD-19 ("Corona") |
Fieber | nein | fast immer |
Atemnot | möglich | häufig |
Kurzatmigkeit | möglich | häufig |
Husten trocken | häufig | fast immer |
Husten produktiv | selten | selten |
Muskel-/Gelenkschmerzen | nein | möglich |
Kopfschmerzen | selten | möglich |
Halsschmerzen | selten | möglich |
Schnupfen, wässrig | fast immer | selten |
Niesreiz | fast immer | nein |
Jucken der Nase | häufig | selten |
Verstopfte Nase | häufig | selten |
Temporäres, vermindertes Riechvermögen | möglich | häufig |
Rötung der Augen | häufig | nein |
Juchen der Augen | fast immer | nein |
Tränende Augen | fast immer | nein |
Jucken der Ohren | möglich | nein |
Übelkeit/Erbrechen | nein | selten |
Durchfall | nein | selten |
Abgeschlagenheit | möglich | möglich |
Zu beachten ist, dass viele Patienten, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatten bzw. haben, oft auch fast gar keine Krankheitssymptome zeigten.
Bedeutung für Patienten
Eine harmlose Erkältung, eine Allergie oder Coronavirus-Infektion können ähnliche Symptome haben, jedoch unterscheidet sich der Krankheitsverlauf signifikant voneinander.
Allergie (IgE-vermittelt) | CoViD 19 („Corona“) | |
Erste Krankheitssymptome | Wenige Minuten oder max. 1 Stunde nach Allergenkontakt | Nach ca. 5-6 Tagen |
Dauer der Erkrankung | Saisonal während des Pollenfluges oder ganzjährig | Wenige Tage bis Wochen (bei schwerem Verlauf) |
Erneutes Auftreten der Symptome | Ja, im nächsten Jahr mit Beginn des Pollenfluges, wenn keine ursächliche Therapie erfolgt | Noch nicht abschließend untersucht. |
Testmöglichkeiten | Auf der Haut (Pricktest), im Blut (RAST) und an der Nasenschleimhaut (Provokationstestung) | Nasen/Rachenabstrich |
Dauer bis das Test-Ergebnis vorliegt | Pricktest: 15 - 20 Minuten | 1-2 Tage |
Behandlungsmöglichkeiten | Allergenvermeidung, symptomatische Therapie und spezifische Immuntherapie (SIT, subkutan bzw. sublingual) | Symptomatisch. |
Prävention | Allergenvermeidung | Allgemeine Hygienemaßnahmen, Händewaschen, Mundschutz, Abstand halten, soziale Kontakte einschränken |
Ansteckungsrisiko | Nicht vorhanden | Sehr hoch |
Ansteckungsdauer (Kranker auf Gesunde) | Nicht vorhanden | 8 Tage nach Symptombeginn |
Eine zugelassene Behandlungsmöglichkeit ist für die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus (noch) nicht vorhanden. Klinische Studien laufen derzeit mit verschiedenen Medikamenten.
Für allergische Erkrankungen steht dagegen seit über 100 Jahren die spezifische Immuntherapie (SIT) als einzige kausale Therapieoption zur Verfügung.
Für Allergiker kein erhöhtes Risiko durch das neue Coronavirus!
Eine spezifische Immuntherapie (SIT) mit Spritzen (subkutane Immuntherapie) oder mit Tropfen und Tabletten (sublinguale Immuntherapie) hat nach derzeitigem Kenntnisstand keine Auswirkungen auf die Immunabwehr gegen Viruserkrankungen. Die SIT kann deshalb ohne Probleme bei Gesunden durchgeführt werden und sollte nicht abgebrochen werden.
Es ist auch nicht bekannt, dass Patienten, die eine SIT erhalten, ein größeres Risiko haben, an dem neuartigen Coronavirus zu erkranken. Veränderungen des Immunsystems durch die SIT bei allergischen Beschwerden sind unabhängig von immunologischen Prozessen in der Immunabwehr gegen Virusinfektionen.
Wie kann die SIT fortgesetzt werden, wenn der Patient an einem viralen oder bakteriellen Infekt erkrankt ist?
Bei einer viralen und/oder bakteriellen Infektion mit Symptomen wie Fieber, Husten und deutlichem Krankheitsgefühl sollte die SIT unterbrochen werden und der Termin bei der Spritzentherapie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Sobald der Patient wieder beschwerdefrei ist, kann die Behandlung (ggf. mit vorübergehend reduzierter Dosierung) wieder aufgenommen werden.
Dr. med. Sebastian Wendt (Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde)
Bahnhofstraße 5, 86368 Gersthofen
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