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Ärzte erklären

Orales Allergiesyndrom: Hilft eine spezifische Immuntherapie?

Das orale Allergiesyndrom (OAS) tritt bei circa 47-70 % aller Pollenallergiker auf und äußert sich unmittelbar nach dem Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln. Es kann sich nach dem Essen als lokale allergische Reaktion in Mund und Rachen, an der Zunge, am Gaumen und an den Lippen durch ein Kribbeln, Jucken, Brennen oder durch Schwellungen bemerkbar machen. Meist sind die Symptome mild. Das OAS tritt dabei in vielen Fällen als Folge einer Sensibilisierung auf Pollenallergene (z. B. Birkenpollenallergene) im Rahmen einer sogenannten pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie (NMA) auf. Es stellt somit keine eigenständige Nahrungsmittelallergie im eigentlichen Sinne dar. Bei der pollenassoziierten NMA erkennen kreuzreaktive IgE-Antikörper gegen Polleneiweiße strukturell sehr ähnliche Proteine, die in bestimmten Nahrungsmitteln vorkommen. Aus diesem Grund treten bei vielen Birkenpollenallergikern im Verlauf der Allergie Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln auf. Häufig wird ein OAS auf folgende Nahrungsmittel angegeben:

 

  • Nüsse (z. B. Haselnüsse)
  • Kernobst (z. B. Äpfel)
  • Steinobst (z. B. Kirschen)

 

Es können aber sogar allergische Allgemeinreaktionen nach dem Verzehr von Soja auftreten. Durch geänderte Ernährungsgewohnheiten sind auch Melone, Litschi und Zitrusfrüchte und andere pflanzliche Nahrungsmittel als Auslöser eines OAS möglich. Jedoch sind viele dieser Allergene nicht hitzestabil, sodass verarbeitete beziehungsweise gekochte Nahrungsmittel oftmals besser vertragen werden können. Die Allergene von manchen Gemüsesorten wie Sellerie und von Baumnüssen sind hitzestabil, das heißt, sie können auch im gekochten, gebackenen oder gerösteten Zustand allergische Reaktionen auslösen. Dagegen enthalten Äpfel und Karotten Kreuzallergene, die hitzelabil sind und nach dem Erhitzen für Menschen mit einer Kreuzallergie auf Pollen meist verträglich sind. Daher werden auch Apfelmus oder Bratäpfel häufig vertragen. Dies kann patientenindividuell unterschiedlich sein und muss im Zweifel ausprobiert werden.

 

Einflussfaktoren auf das OAS:

Darüber hinaus kann die Ausprägung des oralen Allergiesyndroms von der Stärke des Pollenflugs abhängig sein und somit während der Pollensaison variieren. Daher besteht bei einer pollenassoziierten NMA nicht gleich die Notwendigkeit, bestimmte Nahrungsmittel pauschal zu meiden. Stattdessen sollte von der individuellen Verträglichkeit abhängig gemacht werden, welche Nahrungsmittel beziehungsweise in welcher Form diese weiterhin toleriert werden.

 

Wie kann das OAS behandelt werden?

Neben der Karenz (Vermeidung) von Nahrungsmitteln, die das OAS auslösen, kann das OAS derzeit nur symptomatisch durch die Einnahme von antiallergischen Medikamenten behandelt werden. Eine Pollenallergie als eigentliche Ursache des OAS, kann hingegen nur mit einer spezifischen Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung ursächlich behandelt werden. Allerdings wird die SIT von den allergologischen Fachgesellschaften bisher nur für die Behandlung von folgenden allergischen Beschwerden empfohlen:

 

  • an Nase (Heuschnupfen, allergische Rhinitis)
  • an den Augen (Konjunktivitis)
  • an der Lunge (allergisches Asthma)

 

Sie wird jedoch nicht für die Behandlung des OAS empfohlen. Obwohl die Wirksamkeit der SIT bei Pollenallergien für bestimmte Allergene und Altersgruppen in klinischen Studien gut belegt ist, fehlt bisher der Nachweis über die Wirksamkeit der SIT für die Behandlung von pollenassoziierten NMA. Eine Vorhersage ob überhaupt, wie stark und wie lange die Hyposensibilisierung ein bestehendes OAS beeinflusst, lässt sich für den einzelnen Patienten leider nicht im Vorfeld treffen. Studien haben gezeigt, dass mache Patienten gar nicht von der SIT in Bezug auf das OAS profitiert haben. Andere Patienten hatten zumindest während der Zeit der circa 3-jährigen SIT-Behandlung und andere Patienten sogar eine andauernde Verbesserung des OAS nach Ende der SIT angegeben.

 

Dr. med. Miriam Burmeister (Fachärztin für HNO-Heilkunde, Allergologin, Ernährungsmedizinerin DAEM/DGEM und ästhetische Medizin)

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