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Ärzte erklären

Klimawandel und seine Folgen für Pollenallergiker

Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen der westlichen Welt und die Zahl der Betroffenen steigt stetig an. Am häufigsten leiden Betroffene unter Allergien gegen Pollen, unter anderem mit den folgenden häufigen Symptomen:

  • Heuschnupfen
  • Bindehautentzündung
  • allergisches Asthma bronchiale
  • Juckreiz
  • Hustenreiz
  • u. v. m.

Neben verschiedenen anderen Faktoren ist seit geraumer Zeit bekannt, dass der Klimawandel eine nicht zu unterschätzende Rolle beim Anstieg der Allergien in der Bevölkerung spielt.

 

Was hat der Klimawandel mit den Pollen zu tun?

Der weltweite Anstieg der Durchschnittstemperatur auf der Erde und die dadurch verursachten milderen Winter führen im Wesentlichen zu zwei Effekten:

  1. Die Blütezeit einiger Pflanzen verlängert sich
  2. Das Wachstum bisher nicht einheimischer Pflanzen (Neophyten) wird begünstigt

 

Der Pollenflug startet früher und endet später

Der Beginn und die Dauer des Pollenflugs sind variabel und hängen von Faktoren wie der geografischen Lage, der Luftfeuchtigkeit sowie weiteren Witterungsbedingungen ab. Aufgrund der immer wärmeren Winter in den letzten Jahren beginnt der Pollenflug einiger Pflanzen mittlerweile deutlich früher als noch vor zwei Jahrzehnten.

So konnten in den vergangenen Jahren beispielsweise bereits im November/Dezember erste Pollen der Hasel in der Luft nachgewiesen werden. Die beschwerdefreie Zeit der Pollenallergiker verkürzt sich somit. Neben den Temperaturen beeinflusst auch der CO2-Gehalt in der Luft den Pollenflug. Dieser hat nämlich bei einigen Pflanzenarten einen stimulierenden Einfluss auf die Pollenproduktion.

 

Ambrosia artemisiifolia – hochallergene Pflanze auf dem Vormarsch

Ambrosia (Ragweed) oder umgangssprachlich das Beifußblättrige Traubenkraut stellt ein weiteres Risiko für Pollenallergiker dar. Diese für Allergiker sehr aggressive Pflanze wurde bereits vor über hundert Jahren in Europa durch Getreidelieferungen aus Nordamerika eingeschleppt und breitet sich aufgrund der steigenden Temperaturen immer weiter aus.

 

Besonders in Bayern und Brandenburg ist Ambrosia verbreitet

Besonders in Bayern und Brandenburg finden sich ein größere Bestände von Ambrosia. Die Pollen der Pflanze gelten als besonders allergen und können unter anderen die folgenden Beschwerden verursachen:

  • Allergische Bindehautentzündungen
  • Heuschnupfen
  • Asthmaanfälle

Ein hohes Risiko tragen dabei Allergiker, die bereits gegen den Beifuß allergisch sind, da dieser der Ambrosia sehr ähnlich ist.

 

Bislang sind glücklicherweise nur wenige Menschen stark betroffen

Trotz der Tatsache, dass Ambrosiapollen in Pollenfallen in Bayern gefunden wurden, ist die Zahl an Patienten mit Allergien und starken klinischen Beschwerden erfreulicherweise bisher noch gering. Dies ist in Amerika anders, dort treten Allergien gegen Ambrosia häufiger als Allergien gegen Gräserpollen auf.

 

Deutschland versucht die Ambrosia-Ausbreitung einzudämmen

Beliebte Lebensräume von Ambrosia sind:

  • Flugplätze
  • Brachflächen
  • Baustellen
  • Straßenränder

Über Monitoring-Programme wird in Deutschland versucht, die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen. Hierüber konnte bislang verhindert werden, dass die Pflanze sich explosionsartig wie in einigen anderen Ländern ausbreitet.

Ein Anstieg des Vorkommens ist trotzdem zu verzeichnen. Für die Bekämpfung wurden verschiedene Meldestellen in Deutschland eingeführt, wie beispielsweise der Web-Atlas für Schadorganismen. (http://watson.julius-kuehn.de/Start;jsessionid=FCE2ECB56967CA5685AF1959F73F704E).

 

Beifuß schon heute für Allergiker sehr relevant

Der optisch nur schwer von Ambrosia zu unterscheidende Beifuß ist hingegen schon jetzt in Deutschland für Allergiker sehr relevant. Die Blütezeit beginnt in den wärmsten Regionen ab Juni und manchmal bereits ab Mitte Mai.

Die Hauptblüte befindet sich zwischen Mitte Juli und Mitte August. Der Beifuß löst häufig Allergien aus, da er im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen aus der Familie der Korbblütler windblütig ist und somit viele Pollen in die Luft entlässt, die über den Wind viele Kilometer weit getragen werden.

 

Auch andere Pflanzen gewinnen in Deutschland an Bedeutung

Neben Ambrosia gewinnen auch andere Pflanzen an allergologischer Bedeutung. So stellen Olivenbäume, die aufgrund ihres mediterranen Flairs auf deutschen Terrassen und Balkonen Einkehr gefunden haben, in Südeuropa eines der Hauptallergene dar.

Weitere Arten wie Zypressen- und Kieferngewächse könnten zudem zukünftig ebenfalls in Deutschland zu einem wachsenden Problem für Allergiker werden.  

 

Was kann ich tun?

Wenn Sie den Verdacht haben, unter einer Pollenallergie zu leiden, sollten Sie Ihre Beschwerden ausführlich dokumentieren und mögliche diagnostische Maßnahmen mit einem Allergologen besprechen. Im Falle, dass Sie Ambrosia im heimischen Garten entdecken, sollten Sie die Pflanze mit Handschuhen und gegebenenfalls mit Atemschutz entfernen. Die Entsorgung sollte dabei in einem verschlossenen Plastikbeutel erfolgen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.

Entdecken sie Ambrosia außerhalb Ihres Gartens, melden Sie dies der zuständigen Behörde. Des Weiteren bietet es sich an, im eigenen Garten einheimische Arten zu pflanzen, um der Verbreitung weiterer Arten mit möglichem allergologischen Potenzial in Deutschland ein Stück weit entgegenzuwirken.

 

HNO-Praxis Dr. med. Volker Johannsen

Beselerallee 63, 24105 Kiel
Tel.: 0431/566925
https://hno-johannssen.de/