Klimawandel: Bestimmte Pflanzen-Allergene gewinnen an Bedeutung
Allergien gegen Birken- und Gräserpollen sind in unseren Breiten häufig. Die Mehrheit der Allergiker in Deutschland reagiert auf die Pollen dieser Pflanzen. An Olivenbäume oder Hundszahngras würde zunächst keiner denken. Und doch wurden hierzulande Hinweise auf eine Reaktion gegen diese Sorten im Blut von Allergikern gefunden.
Diese Pflanzen wachsen zwar derzeit noch kaum in Deutschland, könnten sich aber durch den Klimawandel auch vermehrt bei uns ansiedeln. Manche Pflanzen kommen auch regional gehäuft vor und können zu neuen Allergien führen (z. B. Zypressen und Kieferngewächse).
Zypressen und Kiefern bisher unterschätzt
Bisher wurde die allergologische Bedeutung von Kiefern- und Zypressengewächsen aber auch der Brennnessel als wenig relevant eingestuft und möglicherweise unterschätzt. Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen haben jetzt ergeben, dass mehr als acht Prozent der Bevölkerung darauf reagieren. Bei Routine-Tests wurden diese Pflanzen bislang überhaupt nicht berücksichtigt.
Klimawandel verlängert Pollenflugzeit
Der Klimawandel verändert die Pollenmenge und die Zeit, in der Pollen freigesetzt und damit auf ihre für Allergiker unheilvolle Reise geschickt werden. Insbesondere folgende Faktoren der Erderwärmung sind hier für verantwortlich:
- Höhere Durchschnittstemperaturen über das Jahr
- Mildere Winter
- Heißere und trockenere Sommer
- Erhöhte CO2-Konzentrationen (auch durch Dünger)
Je nach Region und klimatischen Bedingungen siedeln sich mehr bzw. neue Arten an.
Zypressen: Zypressengewächse (Cupressaceae)
In einigen Landschaften sind die Zypressen prägend für die Kulturlandschaft, etwa die Mittelmeer-Zypresse in der Toskana. Zypressenarten wie die Arizona-Zypresse (Cupressus arizonica) kommen dagegen eigentlich in Mexiko und den USA vor. In Deutschland ist sie in Hausgärten und botanischen Gärten zu finden.
Diese Art ist winterhart und dürreresistent. Die Blütezeit kann - je nach Zypressenart - von Januar bis Mai dauern. Aber auch aus den Mittelmeerregionen können Zypressenpollen mit dem Wind bis zu uns transportiert werden.
Kiefern: Kieferngewächse (Pinaceae)
Zur schnellen Aufforstung und zur Gewinnung von Nutzholz wurde die ursprünglich aus den USA (Kalifornien) stammende Montery-Kiefer (Pinus radiata) in der Mittelmeerregion angepflanzt. In Deutschland ist sie selten und wenn dann eher in botanischen Gärten oder als Zierpflanze zu finden.
Die Montery-Kiefer gehört ebenfalls zu der Familie der Kiefern, die mit über 100 Arten zu den häufigsten Nadelbäumen der Nordhalbkugel und in Deutschland zählen. Die Blütezeit der Kiefern ist von April bis Mai. Kiefern gehören zu windbestäubenden Pflanzen und bilden deshalb große Pollenmengen (viele Millionen Pollenkörner). Dennoch wurde die allergologische Bedeutung bisher als gering eingestuft.
Brennnessel: Urtica dioica
Die Brennnessel hat ihre Blütezeit von Juni bis September. In vielen mitteleuropäischen Pollenmessstellen sind die Brennnesselpollen der zahlenmäßig häufigste Kräuterpollentyp.
Bedeutung für Patienten
- Neue Pflanzenarten und somit Allergene könnten durch klimatische Veränderungen in Deutschland an Bedeutung gewinnen. Für Allergiker könnten somit weitere Allergie-Auslöser hinzukommen.
- Früherer Beginn des Pollenfluges und verlängerte Pollenflugzeiten mit erhöhtem Pollenflug sind durch die Klimaerwärmung möglich.
- Wer im Frühjahr allergische Beschwerden hat, könnte neben den klassischen Baumpollen von Erle, Hasel und Birke auch auf die Pollen von Zypressen und Kiefern reagieren.
- Sensibilisierungen (Nachweis von Antikörpern im Blut oder mittels Hauttest) sind nicht mit einer Allergie gleichzusetzen. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn Antikörper
- Brennnesselpollen finden sich von Juli bis September in der Luft und können wie andere Sommerkräuter (z. B. Beifuß) zu allergischen Symptomen führen.
- Während gegen Brennnesselpollen eine spezifische Immuntherapie zur Verfügung steht, ist dies bei Kiefer und Zypresse derzeit nicht der Fall.
- Ein flächendeckender Pollenflugdienst existiert in Deutschland für diese Pollenarten leider nicht. Online verfügbare Pollenmessungen wie z.B. über den deutschen Polleninformationsdienst, den deutschen Wetterdienst bzw. die für jedes Bundesland lokale Pollenflugvorhersage können aber hilfreich sein.
Dokumentieren Sie Ihre Beschwerden und den Beschwerdezeitraum am Besten in einem Tagebuch, damit Sie dieses mit zu Ihrem Arzt nehmen können!
Dr. med. Thomas Futschik (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Allergologie)
Reisstraße 5, 01257 Dresden
Tel.: 0351 - 20111 34
HNO-Arztpraxis Dr.med.Thomas Futschik (hno-futschik.de)