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Ärzte erklären

Gibt es hypoallergene Pferde? Ferien auf dem Reiterhof doch möglich?

Viele Menschen würden gerne Kontakt zu Pferden haben und dem Reitsport nachgehen. Doch die Freude am „Hoch zu Ross“ oder auch nur am Longieren in der Bahn kann schnell getrübt sein, wenn der Kontakt mit Pferden allergische Reaktionen (wie eine verstopfte Nase und angeschwollene Augen) hervorruft.

Bei bis zu fünf Prozent der Bevölkerung lassen sich Antikörper gegen Pferdehaare nachweisen. Beim Putzen der Pferde und engem Kontakt mit den Tieren ist das Risiko für allergische Reaktionen durch Hautschuppen– und Speichelkontakt am höchsten.

 

Curly Horses – die allergikerfreundliche Alternative?

Seit einigen Jahren ist eine Pferderasse im Gespräch, die eine echte Alternative für Reiter mit einer Pferdeallergie sein könnte. Es sind die Curly Horses, eine amerikanische Pferderasse aus Montana. Die Tiere weisen eine veränderte Haarstruktur auf. Der Querschnitt ist nicht wie bei anderen Pferdehaaren rund, sondern oval. Das Haar der Curly Horses ist lockig, feiner und fühlt sich etwas „ölig“ im Vergleich zu dem anderer Pferderassen an.

Durch Zufall wurde erkannt, dass die gelockten Haare der Curlys in sehr vielen Fällen nicht zu den üblichen allergischen Symptomen an Nase und Augen führten. Deshalb wurden vor einigen Jahren unter anderem in Aachen und später nochmals in Bochum Untersuchungen an verschiedenen Pferderassen in Bezug auf Allergengehalt und Allergentyp durchgeführt.

 

Kuriose Entdeckung bei Erforschung der Curly Horses

Das Ergebnis der Untersuchung verblüffte die Wissenschaftler: Die vermeintlich allergiefreien Pferde besitzen die gleichen Allergene wie ihre Artgenossen – und das sogar in deutlich höherer Konzentration. Daran kann es also keinesfalls liegen, dass viele Allergiker unempfindlich auf die amerikanischen Rösser reagieren.

Vielmehr vermuten Forscher, dass die Pferde weniger Schuppen produzieren und damit weniger Allergene freigesetzt werden und in Kontakt mit Menschen kommen.

Weitere Erkenntnisse der Studien waren, dass

  • Shetlandponys die geringsten Mengen an Allergen aufweisen,
  • Stuten weniger Allergen als Hengste produzieren,
  • Wallache (kastrierte Hengste) wiederum mit Stuten in Bezug auf die Allergenmenge vergleichbar sind,
  • rassespezifische Unterschiede einen Einfluss auf die Allergenlevel haben.

 

Wann sollten Eltern zum Kinderarzt gehen?

Schulkinder können nicht nur auf Katze, Hund, Kaninchen & Co. allergisch reagieren, sondern auch auf Pferde. Dies kann die Lunge betreffen und zu Asthma führen. Wenn nach Kontakt mit Pferden allergische Symptome an Augen, Nase oder Lunge auftreten, sollte ein Hauttest oder eine Blutuntersuchung durchgeführt werden.

 

Bedeutung für Menschen mit Pferdehaarallergie

Bei einer Pferdehaarallergie stehen Vermeidungsmaßnahmen im Vordergrund. Da Pferde nicht zu übersehen sind, kann man ihnen normalerweise gut ausweichen und Abstand halten. Urlaub auf dem Ponyhof ist dann allerdings nicht empfehlenswert und sollte unbedingt vermieden werden.

 

Pferdehaare werden durch Wind verbreitet

Pferdeställe und Koppeln mit grasenden Pferden finden sich öfter am Rand von Ortschaften und können somit auch für Anwohner von Bedeutung sein. Für Pferdehaarallergiker ist deshalb von Bedeutung, dass Pferdeallergene durch den Wind verbreitet werden und bei Untersuchungen im Umkreis von 50 bis 500 Metern nachweisbar waren.

Die Allergenmenge nahm mit der Entfernung zum Stall ab. Im Einzelfall können aber auch Pferde, die einen halben Kilometer entfernt sind, noch für allergische Probleme sorgen.

 

Curly Horses lösen bei Reitern weniger Reaktionen aus

Untersuchungen an allergischen Reitern ergaben, dass diese keine wesentliche Verschlechterung der Lungenfunktion beim Reiten von Curly Horses zeigten.

Berufe mit Kontakt zu Pferden

Manche Berufsgruppen haben ein besonderes Risiko, mit Pferdeallergenen in Kontakt zu kommen. Dies sind z. B.

  • Tierärzte
  • Stallarbeiter
  • Pferdezüchter
  • Pferdewirte
  • Hufschmiede
  • Tierfotografen

Tritt im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit eine Pferdeallergie auf, kann lediglich eine Schutzmaske helfen, da eine Vermeidung als Option wegfällt. Leider sind diese Masken oft unbequem und bei der Arbeit hinderlich.

 

Kleidung vor Betreten der Wohnräume wechseln

Wichtig ist auch, dass Kleidung und Stiefel, die im Stall getragen wurden und Allergene enthalten, nicht ins Wohnhaus gelangen. Dadurch können auch Familienangehörige mit einer Pferdehaarallergie geschützt werden.

 

Therapiemöglichkeiten

Neben der Allergenvermeidung und der Einnahme von symptomlindernden antiallergischen Medikamenten kann im Einzelfall eine spezifischen Immuntherapie (SIT) mit Spritzen oder Tropfen durchgeführt werden. Diese dauert erfahrungsgemäß drei bis fünf Jahre.

 

Was ist beim Kontakt mit Curly Horses zu beachten?

Der Vorteil von Curly Horses fällt weg, wenn diese im Stall zusammen mit anderen Pferderassen stehen. Hier findet schließlich eine Vermischung der Hautschuppen statt. Curly Horses müssen daher allein gehalten werden. Dann sind Ferien auf dem Reiterhof auch für Pferdehaarallergiker möglich.

 

Marcel Roßkamp (Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin)
Bahnhofstr. 2-4, 32278 Kirchlengern
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