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Ärzte erklären

Schimmelpilze – mit und gegen uns

Pilze (hier sind Schimmelpilze gemeint) und deren Sporen umgeben uns stets und ständig. Schimmelpilze können „erwünschte“ Begleiter unseres Lebens sein und finden zur Veredlung von Lebensmitteln Verwendung. Man denke nur an Edelschimmel wie den Roquefort, der für manche Geniesser diesen Käse erst erlebenswert macht.

Schimmelpilze können Auslöser von Mythen sein – so trägt der Schimmelpilz „Aspergillus flavus“ nach heutigem Wissen möglicherweise zum Entstehen des „Fluch des Pharao“ bei, der sich nach einigen Todesfällen rund um die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun entwickelte. Die teils plötzlichen Todesfälle der Forscher in den späten 20iger und frühen 30iger-Jahren des vorherigen Jahrhunderts waren mitunter nicht anders zu erklären, als zum Beispiel durch eine Art Fluch. Heute geht man davon aus, dass die Männer, die das Grab öffneten und als erste nach Jahrtausenden betraten, sich dabei möglicherweise mit den Sporen des Pilzes infizierten.

Sporen lösen sich vom eigentlichen Pilz ab und können eine sehr lange Zeit überdauern und überleben. Gelangen Sie dann wieder in eine Umgebung, die Ihnen Nahrung und Wasser bietet, können sich aus Sporen wieder Pilze bilden. So atmeten die Männer die staubige, trockene und die Sporen enthaltende Luft der Grabkammern ein. Die Sporen gelangten in die feucht-warme Umgebung der Lunge, die womöglich schon vorgeschädigt war – wir befanden uns in einer Zeit vor der Möglichkeit einer Antibiotikatherapie und die Tuberkulose (Lungenerkrankung) war noch weit verbreitet – und führten so zu Infektionen, die kaum behandelt werden konnten und damit oft zum Tode führten.

 

Klinische Beschwerden durch Schimmelpilze

Aber auch heute können Schimmelpilze uns lästige Probleme in unserem Alltag bereiten. Zwar führen Sie heute nur noch selten zum Tod, aber Allergien auf Schimmelpilze können problematisch werden. So führt dann der Kontakt mit den Pilzen und deren Sporen zu allergisch bedingten Reaktionen wie Fließschnupfen, Augenreizungen, Husten bis hin zu Asthmabeschwerden.

Es gibt Schimmelpilzarten, die ganzjährig vorkommen, andere nur saisonal – einige Arten kommen in der freien Natur vor, andere im häuslichen Umfeld.

Deshalb können für Schimmelpilzallergiker Topfpflanzen problematisch sein, in deren Erde sich die Pilze wunderbar vermehren können – aber auch das Bestreben, der Umwelt und auch dem eigenen Geldbeutel Gutes zu tun, indem man sein Eigenheim umfassend neu dämmt. Passiert das aber nicht fachgerecht, kann sich in der Dämmung Kondenswasser bilden – der ideale Nährboden für Schimmelpilze, die dann die Innenraumluft belasten.

Nicht regelmäßig gewartete Klimaanlagen zu Hause, im Büro oder im Auto sind häufig stark mit Schimmel belastet und auch im beruflichen Alltag kann es zu weiteren Belastungen kommen, zum Beispiel in der Landwirtschaft (Heu und Silage) oder Gartenbau (Umgang mit Kompost).

Hat man den Verdacht, dass man ein gesundheitliches Problem mit Schimmelpilzen hat, sollte man den Weg zu einer Allergologin / einem Allergologen suchen.

In einem ausführlichen Gespräch und mit unterschiedlichen Untersuchungsmethoden z. B. an der Haut, an der Nase und im Blut kann man dann überprüfen, ob es sich um eine Schimmelpilzallergie handelt. Diese Anfangsuntersuchungen sind wichtig, denn Schimmelpilze können auch Atemwegserkrankungen verursachen, die nichts mit einer Allergie zu tun haben. Um aber den richtigen Weg der Therapie einzuschlagen, ist die Unterscheidung, auf welche Art und Weise die Schimmelpilze Probleme verursachen, sehr wichtig. Deshalb muss man sich vorab unbedingt die notwendige Zeit nehmen, bevor man mit einer Therapie startet.

 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Handelt es sich dann tatsächlich um eine Schimmelpilzallergie, ist der erste und wichtigste Schritt, den Kontakt mit dem Auslöser soweit nur irgend möglich zu vermeiden, oder zumindest zu reduzieren (Karenz). Dieses kann das Austauschen belasteter Filter von Klimaanlagen oder das Entfernen der „verseuchten“ Wanddämmungen usw. bedeuten.

Als zweiter Schritt wird man versuchen, die durch die Pilze ausgelösten Beschwerden zu lindern. Diese symptomatische Therapie besteht zum Beispiel in der Anwendung von antiallergischen Medikamenten (z. B. Antihistaminika) und/oder Asthma-Sprays.

Eine ursächliche Behandlung besteht dagegen in der spezifischen Immuntherapie, der sogenannten Hyposensibilisierung. Die Hyposensibilisierung kann gegen eine Reihe der häufigen Auslöser der Schimmelpilzallergie, aber noch nicht gegen alle Allergene durchgeführt werden.

 

Bedeutung für Patienten:

Sie wird über mindestens 3 Jahre durchgeführt und kann für die Betroffenen eine deutliche Erleichterung bieten, da die Beschwerden oft deutlich gemindert werden können und so zum Beispiel wieder ein erholsamer Nachtschlaf möglich wird. Die Durchführung der Hyposensibilisierung kann mittels Spritzen oder Tropfen erfolgen. Die Spritzen müssen über den schon oben erwähnten Zeitraum jeweils in der Arztpraxis gegeben werden – meist dann im 4-wöchentlichen Zeitabstand. Tropfen kann man selbständig zu Hause einnehmen, dies dann aber täglich. Man sollte sich dann aber auch regelmäßig zu Kontrollbesprechungen mit seinem Arzt treffen. Welche Form der Behandlung für wen infrage kommt und ob eine Immuntherapie überhaupt der richtige Weg sein kann, klärt sich in einem gemeinsamen Gespräch, wenn alle Untersuchungsergebnisse vorliegen.

 

Schimmelpilze im häuslichen Umfeld reduzieren

Einige Maßnahmen kann man aber schon selbst durchführen, um die Belastung an Schimmelpilzen im häuslichen Umfeld möglichst gering zu halten:

  • regelmäßiges Stoßlüften, das die Luftfeuchtigkeit senkt
  • Sichtbaren Schimmel (an Wänden, an Silikonfugen im Bad usw.) entfernen
  • Verzicht auf Topfpflanzen (eine Alternative kann „Hydrokultur“ sein)
  • Leicht verderbliche Lebensmittel (Obst, Gemüse, Brot) korrekt lagern und nur in den Mengen einkaufen, die man auch in kurzer Zeit aufbraucht
  • Abfallbehälter, besonders diejenigen für Biomüll, oft leeren.

Wir wünschen Ihnen alles Gute!

 

Dr. med. Marcus Nippesen (Facharzt für Dermatologie & Venerologie, Allergologie, Phlebologie)
Praxis Dr. med. Marcus & Dr. med. Beate Nippesen
Holzhauser Strasse 8, 32257 Bünde
Tel: (05223) 4 49 90
 http://www.hautarztpraxis-nippesen.de