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Ärzte erklären

Notfallset für Allergiker – es kann Leben retten

Allergische Reaktionen nach Insektenstichen, Medikamenteneinnahme oder Verzehr von Nahrungsmitteln können leider im Einzelfall auch lebensbedrohliche Symptome entwickeln und im schlimmsten Fall tödlich enden. Die schwerwiegendste und möglicherweise tödlich verlaufende Folge einer Allergie wird als anaphylaktischer Schock bezeichnet. Dabei können ein oder mehrere Organsysteme betroffen sein.

Am häufigsten sind Haut und Schleimhäute betroffen. Hier tritt meist eine großflächige (generalisierte) Nesselsucht und/oder Schwellung auf. Bei schweren Reaktionen können auch die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem betroffen sein. Es kann zu einem Herz- oder Atemstillstand kommen. Reaktionen am Magen-Darmtrakt treten vor allem durch Nahrungsmittel auf und äußern sich als Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.

 

Immer mehr Allergie-Auslöser

Obwohl die Anzahl der Allergiker weiterhin steigend ist, sind anaphylaktische Reaktionen nicht meldepflichtig. Es existiert folglich keine Statistik über deren Häufigkeit, Verlauf und Ausgang. Zudem sind wir fortlaufend neuen, bisher unbekannten Substanzen und Umweltfaktoren ausgesetzt.

Die Globalisierung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Neue Nahrungstrends und Ernährungsstile (z.B. vegane Ernährung) bringen exotische Lebensmittel, wie Früchte, zu uns, die aus der gesamten Welt importiert und hierzulande verzehrt werden.  Überdies gelangen hunderte neuer Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel in den Handel, über deren Allergierisiko meist wenig bekannt ist.

 

Anaphylaxie-Register

Um mehr Informationen zu schweren allergischen Reaktionen zu erhalten, wurde deshalb vor einigen Jahren das Anaphylaxie-Register gegründet. Sie finden diese erste gemeinsame Datenbank für Deutschland, Österreich und die Schweiz unter ANAPHYLAXIE.net. Die Häufigkeiten gemeldeter anaphylaktischer Reaktionen werden auf dieser Seite gelistet.

Sie finden auf dieser Seite zudem weitere Informationen und können unter der Rubrik „Patientenfragebogen“ angeben, wenn auch Sie schon einmal eine schwere allergische Reaktion erlitten haben.

 

Die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie

Die Datensammlung aus dem Register hat ergeben, dass die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie Stiche von Bienen und Wespen, Nahrungsmittel sowie Medikamente sind. Das gilt für Erwachsene und Kinder. Bei den Nahrungsmitteln ist die Erdnuss mit 15 Prozent das am meisten gemeldete Allergen in der Gruppe der durch Speisen ausgelösten Anaphylaxien, wie aktuelle Daten aus 2018 zeigen.  

 

Bedeutung für Patienten

Schwere allergische Reaktionen nach Insektenstichen, Restaurantbesuchen oder der Einnahme von Medikamenten können unbehandelt einen lebensbedrohlichen oder gar tödlichen Verlauf nehmen. Melden Sie sich nach einem solchen Ereignis unbedingt bei Ihrem Arzt. Dieser stellt Ihnen einen Allergiepass aus und vermittelt die weitere Behandlung, z. B. durch weitere Untersuchungen (Blut- oder Hautteste) oder eine Überweisung in eine Spezialklinik.

Zudem sollte Ihr Arzt Ihnen ein Notfallset verordnen, welches Sie künftig immer bei sich haben. Es enthält verschiedene Medikamente, die Sie z. B. nach einem erneuten Wespenstich selber anwenden. Ein Notfallset für Allergiker enthält vor allem.

  • einen Adrenalin-Autoinjektor (eine Art Spritze zur schnellen und einfachen Selbstinjektion)
  • ein Antihistaminikum (antiallergisch wirkendes Arzneimittel)
  • ein kortisonhaltiges Medikament
  • ein Asthma-Spray (bei Patienten mit allergischem Asthma).

 

Patienten am Notfallset schulen

In der Handhabung des Notfallsets zur Soforthilfe müssen Sie geschult werden. Nur so können Sie sich oder Familienangehörigen im Notfall helfen. Die frühzeitige Gabe von Adrenalin ist bei einer beginnenden anaphylaktischen Reaktion besonders wichtig. Deshalb muss der Umgang mit dem Autoinjektor trainiert werden. Dazu gibt es Trainingsgeräte ohne Nadel und Wirkstoff.

Neben praktischen Übungen sollten Sie auch eine schriftliche Anleitung erhalten und diese regelmäßig durchlesen.  Wenn der Auslöser für eine anaphylaktische Reaktion eindeutig ermittelt werden konnte und Vermeidungsmaßnahmen (Prävention) möglich sind, kann auf ein Notfallset verzichtet werden. Dies kann z. B. bei der Medikamentenallergie zutreffen.

 

Dr. med. Helga Kammler-Baumann (Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie)
Sendlinger-Tor-Platz 7, 80336 München
E-Mail: helga@kammler-baumann.com
https://www.pneumologie-sendlingertor.de​​​​​​​