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Ärzte erklären

Diagnose Hausstaubmilbenallergie: Was können Sie selbst tun?

Hausstaubmilben (HSM) kommen weltweit vor und finden sich in den Räumen eines jeden Haushalts. Wir verbringen den größten Teil unserer Zeit in Innenräumen. Damit nimmt die Bedeutung der Hausstaubmilbenallergie weiter zu. Wer auf Hausstaubmilben allergisch reagiert, muss insbesondere im Bett den Kontakt mit den Milben und deren Kotbällchen meiden. Diese werden beim Liegen auf der Matratze während des Schlafens eingeatmet und verursachen die allergischen Beschwerden an Nase und Lunge. Zudem kann auch die Haut betroffen sein und es kann zu Hautausschlag (Ekzem) kommen, insbesondere in den Bereichen, die nachts durch Schwitzen feucht sind und mit den Milbenallergenen in Kontakt kommen.

 

Symptome der Hausstaubmilbenallergie

Anders als bei den Baum- und Gräserpollen führt die Hausstaubmilbenallergie zu einer chronisch trockenen Entzündung der Haut und Schleimhäute. Es kommt daher eher selten zu reichlich Fließschnupfen. Die führenden Symptome sind trockene Borken und Krusten in der Nase, eine insbesondere morgens verstopfte Nase, Entzündungen am Naseneingang, trockene Haut und Juckreiz.

 

Hausstaubmilben mögen es warm und feucht

Die Hausstaubmilben ernähren sich u. a. von menschlichen Hautschuppen, von denen wir am Tag zirka ein Gramm verlieren. Während der Schlafenszeit steigt die Temperatur in der Matratze auf 25 - 30° C. Das schafft ideale Lebens- und Wachstumsbedingungen für die Hausstaubmilben. Zudem schwitzen wir beim Schlafen und geben auf diese Weise Feuchtigkeit in die Matratze ab. Milben mögen dieses warme Klima mit einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 60 Prozent.

Vor allem in der Tiefe der Matratze finden Hausstaubmilben ungestört genügend Nahrung, Feuchtigkeit und Wärme. Man müsste ihnen somit eigentlich nur die Nahrungszufuhr abschneiden, um sie wieder loszuwerden. Daher ist die wichtigste und einfachste Möglichkeit, um Milben-Allergene zu vermeiden, ein synthetischer Matratzenbezug (Encasing), der undurchlässig für Milben und deren Allergene ist.

 

Wie schützt man sich?

  • Die Reduktion der Allergenbelastung, das Vermeiden des Allergens, ist eine wirksame Methode sich vor der HSM-Allergie zu schützen. Dies bezeichnet man als Allergenkarenz. Gerade bei Allergenen, die ständig vorhanden sind, ist dieser Ansatz bedeutsam.
  • Die zweite Art sich zu schützen, besteht darin, das Immunsystem so zu verändern, dass es neutral  auf die Allergene reagiert. Dies wird mit der Hyposensibilisierung (spezifischen Immuntherapie), einer Art Allergenimpfung, umgesetzt. Hierdurch wird im besten Fall erreicht, dass das Immunsystem bei Kontakt mit dem Milbenallergen nicht mehr überreagiert.
  • Alle anderen Behandlungsmethoden reduzieren nur die Beschwerden, ohne vor der Allergie im eigentlichen Sinne zu schützen, oder das Immunsystem nachhaltig zu beeinflussen.

 

Schutz vor Hausstaubmilben

Sie können selbst einiges dazu beitragen, um die Menge an Milbenallergen und Milben in Ihrer Wohnung zu reduzieren.

Was sind sinnvolle Karenzmaßnahmen bei diagnostizierter Hausstaubmilbenallergie?

OrtMaßnahmen
Bett 
  • Encasing für Matratze (ggf. auch Oberbett und Kopfkissen) benutzen
  • Bettgestell mit Füßen verwenden für bessere Belüftung von unten
  • Bettbezüge wöchentlich wechseln
  • Bettwäsche und Bezüge alle 2 Monate bei mindestens 60°C waschen
  • Kuscheltiere entfernen oder regelmäßig waschen (bei 60° C werden Haus-staubmilben inkl. Eier abgetötet und Allergene zerstört)
 
Schlafzimmer 
  • Drei- bis viermal täglich lüften (Stoßlüften fünf bis zehn Minuten)
  • Luftfeuchtigkeit und Temperatur regulieren (unter 60 % und 18 °C)
  • Täglich Staubsaugen bzw. Boden wischen
  • Staubsauger mit Mikrofilter anschaffen und verwenden
  • Schwere Gardinen und Staubfänger entfernen
  • Zimmerpflanzen entfernen
 
Wohnung  
  • Ausweitung der für den Schlafraum empfohlenen Maßnahmen auf die ganze Wohnung (Kuscheldecke des Sofas)
  • Jacken, Mützen, Handschuhe, Schal regelmäßig waschen
  • Abwaschbare Polstermöbel bzw. glatte Ledermöbel anschaffen
  • Auto mit Ledersitzen
 

Es wird nicht mehr empfohlen, die Wohnung (insb. Teppiche) mit Milben tötenden Giften zu behandeln. Die Maßnahmen beschränken sich auf Textilien mit direktem Hautkontakt.

 

Was sind Encasings und was bedeutet der Begriff?

Der Begriff Encasing kommt aus dem Englischen und bedeutet Umhüllung.

Ein Encasing ist ein Matratzenbezug, der verhindert, dass die Allergene der Hausstaubmilben aus der Matratze gelangen. Es handelt sich um einen Zwischenbezug aus weichem Mikrofaser-Vlies, der über die Matratze und andere Bettwaren gezogen werden kann. Encasings für Kopfkissen und Bettbezug werden normalerweise nicht benötigt, da dort kaum Milben vorkommen.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen üblicherweise die Kosten für das Encasing. Fragen Sie aber vorsichtshalber bei Ihrer Krankenkasse nach. Bei Doppelbetten benötigen Sie zwei Encasings, da die Hausstaubmilben sonst aus dem zweiten Bett herüberwandern. Wenn Sie selbst ein Encasing kaufen wollen, finden sich z. B. in der Zeitschrift Ökotest oder Stiftung Warentest entsprechende Testergebnisse von Encasings.

Beachten Sie beim Kauf eines Encasings bitte folgende Punkte:

  1. Allergendichtes Material (Porengröße unter 5 Mikrometer)
  2. Hohe Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit (bietet guten Schlafkomfort)
  3. Sicherheitsnaht am Reißverschluss und verschweißte Nähte
  4. Vollständiges Umschließen der Matratze muss sichergestellt sein
  5. Waschbar bei 60°C
  6. Recyclebar

Wohnungssanierung

Sie können zu Hause selbst überprüfen, ob Sie im Schlafzimmer (Bett/Teppichboden) oder auf Polstermöbeln eine hohe Milbenallergenbelastung haben. Die kritische Grenze liegt bei 2 µg pro Gramm Staub.

Abfolge der Wohnungssanierung:

  1. Den Ist-Zustand der Allergenbelastung in der Wohnung überprüfen. Dazu eignen sich:
    1. Acarex-Test: einfache Variante; die Bestimmung der Allergenkonzentration erfolgt über die Bestimmung von Guanin im Hausstaub.
    2. Bio-Check Allergen Control: auf Antikörpern basierender Wischtest.
      Zeigt einer der Tests ein deutlich positives Ergebnis, sollten Sie tätig werden.
  2. Maßnahmen zur Milbenreduktion und Allergenreduktion – wie oben beschrieben – durchführen. Danach sollten Sie überprüfen, ob sich die Menge an Milbenallergen messbar reduziert hat.
  3. Der Soll-Zustand der Allergenbelastung nach der Sanierung liegt bei unter 2 µg pro Gramm Staub.

 

Reisen mit der Hausstaubmilbenallergie

Auch sollten Sie bei der Urlaubsplanung oder sonstigen Reisen nachfragen, ob Zimmer für Hausstaubmilben-Allergiker zur Verfügung stehen. Schaffen Sie sich zusätzlich ein zweites Encasing-Set für Reisen an, da in Hotels das Milbenaufkommen hoch sein kann. In großer Höhe (über 1700 m) gibt es in Europa kaum Hausstaubmilben. Dies kann bei der Wahl des Urlaubsorts vorteilhaft sein.

 

Spezifische Immuntherapie bei fortbestehender Hausstaubmilbenallergie

Trotz durchgeführter Karenzmaßnahmen werden nicht alle Patienten beschwerdefrei. Sollten Sie trotz des Gebrauchs eines Encasings nach ca. drei Monaten weiterhin allergische Beschwerden haben, so sollten Sie dies mit Ihrem Allergologen besprechen.

In diesem Fall ist eine spezifische Immuntherapie (SIT) in Form von Spritzen oder Tropfen/Tabletten anzuraten. Die auch als Hyposensibilisierung bekannte Behandlung sollte über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt werden und nimmt direkt Einfluss auf Ihr Immunsystem. Die spezifische Immuntherapie ist derzeit die einzige ursächliche Behandlungsform bei einer Milbenallergie. Sie kann u. a. die Entwicklung oder Verschlechterung von allergischem Asthma bronchiale verhindern.

 

Dr. Peter Bosch (Facharzt für Kinderheilkunde, Allergologie, Neonatologie, psychosomatische Grundversorgung)
Wilhelm-Leuschner-Str. 36, 76189 Karlsruhe Oberreut
Tel.: 07 21 - 98 62 444
https://www.youmedic.eu