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Ärzte erklären

Diagnose Fischallergie: darf ich nie mehr Fisch essen?

Fisch ist für viele Menschen ein gesundes und leckeres Nahrungsmittel. Doch nicht alle Menschen vertragen ihn. Nach Schätzungen reagieren etwa 0,1 % der Menschen weltweit allergisch auf Fisch. Fisch gehört bei Kindern und Jugendlichen zu den häufigeren Auslösern von Nahrungsmittelallergien.

Während sich eine Allergie gegen Milch und Hühnereier nach einer Vermeidungsphase häufig zurückbildet,  ist die Prognose bei einer Fischallergie nicht so gut. Das bedeutet, möglicherweise dürfen Sie lebenslang keinen Fisch mehr essen. Dabei ist egal, ob es sich um Süß- oder Salzwasser-Fische handelt, da die Allergene identisch sind.

 

Eiweiße im Muskelfleisch der Fische Schuld an Beschwerden

Eine Fischallergie wird meist durch bestimmte Eiweiße ausgelöst, die im Muskelfleisch der Fische enthalten sind. Es handelt sich um die sogenannten Parvalbumine, die bei mehr als 95 % aller Patienten die Urache der allergischen Reaktion darstellen. Sich schnell zusammenziehende Muskeln enthalten große Mengen an Parvalbumin. Die höchsten Konzentrationen findet man in den sich äußerst rasch kontrahierenden weißen Muskelzellen von Fischen. Auch beim Erhitzen werden diese Eiweiße nicht zerstört.

Die möglichen Beschwerden sind vielseitig. Das Fischprotein ist ein sehr starkes Allergen. Manche Menschen reagieren sogar auf Kochdämpfe oder den Staub getrockneter Fische.

Die Symptome einer Fischallergie zeigen sich häufig in Form von

  • Nesselsucht,
  • Magen-Darm-Beschwerden,
  • Quincke-Ödem (Anschwellen der Haut und Schleimhäute im Kopfbereich mit Erstickungsgefahr),
  • Asthma-Anfälle (in Einzelfällen).

 

Nicht alle Fische haben das gleiche allergische Potenzial

Zu Beginn Ihrer Fischallergie ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass Thunfisch oder Schwertfisch nicht ganz so starke Beschwerden hervorrufen. Das liegt daran, dass in diesen Sorten mehr rotes als weißes Fleisch enthalten ist. Trotzdem sollten Sie als Fischallergiker auf den Genuss verzichten!

Durch weitere Forschungen konnten artspezifische Parvalbumine für verschiedene Fischarten wie z. B. Kabeljau, Makrele, Lachs und Karpfen entdeckt werden. Somit kann es sein, dass Sie Kabeljau vertragen aber Makrele nicht.

 

Diagnostik einer Fischallergie

Mittels Hauttest oder Blutuntersuchung erfolgt der Nachweis Fisch-spezifischer Antikörper (IgE-Antikörper). Das Ergebnis kann im Einzelfall in spezialisierten Zentren durch weitere Untersuchungen (orale Provokationstests) abgesichert werden. Das ist insbesondere dann sinnvoll, wenn Sie herausfinden möchten, ob Sie einzelne Fischarten doch vertragen. 

 

Therapiemöglichkeiten

Wenn Sie auf alle Fische allergisch reagieren, ist die Vermeidung der sicherste und einzige Weg, Beschwerden zu verhindern. Eine gegen die Ursache gerichtete Therapie gibt es bisher nicht. In EU-Ländern sind Hersteller verpflichtet, Fisch als Zutat in verpackter Ware zu kennzeichnen.

 

Bedeutung für Patienten

Wenn Sie nach dem Verzehr von Fisch bei Ihrem Kind oder bei sich allergische Reaktionen festgestellt haben, sollten Sie dies Ihrem behandelnden Arzt mitteilen. Dabei ist hilfreich, wenn Sie sich Notizen machen.

  • Dokumentieren Sie die festgestellten Symptome und beteiligten Organsysteme (wie z.B. an der Haut oder am Magen-Darmtrakt).
  • Machen Sie Fotos bei einem Hautausschlag.
  • Schreiben Sie auf, welchen Fisch Sie oder Ihr Kind gegessen haben, sofern dies möglich ist. 
  • Wenn Sie nach einer Fischmahlzeit Symptome eines anaphylaktischen Schocks, (z.B. Schwindel, Herzrasen, Schwellungen, starke Hautreaktionen oder Atemwegsreaktionen) entwickeln, rufen Sie sofort Ihren Arzt oder die Notrufnummer 112 an.
  • Lassen Sie sich oder Ihrem Kind einen Allergiepass ausstellen, sofern eine schwere Reaktion auf Fisch stattgefunden hat und die Diagnose Fischallergie gestellt ist.
  • Achten Sie beim Einkauf von Lebensmitteln auf dem Markt oder beim Essengehen darauf, ob Fisch enthalten ist. Hier ist keine Kennzeichnung gegeben und es kann Fisch enthalten sein.

 

Die gute Nachricht

Auch wenn Sie oder Ihr Kind in der Vergangenheit eine allergische Reaktion auf Fisch hatten, kann eine erneute Untersuchung sinnvoll sein. Aktuelle Studiendaten haben gezeigt, dass jeder dritte Betroffene auf einzelne Fischarten nicht allergisch reagiert. So können unnötige Ernährungseinschränkungen vermieden werden.

 

Dr. med. Stephen Dinh (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde)
Lüdische Straße 35, 59590 Geseke
Tel.: 02942 - 6444
https://www.hno-dinh.de/