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Ärzte erklären

Allergie und Vorbeugung bei Säuglingen und Kleinkindern

Allergische Erkrankungen wie Neurodermitis, Reaktionen auf Nahrungsmittel, Heuschnupfen und Asthma haben in den letzten Jahren in den westlichen Industrienationen weiter zugenommen. Weiterhin ungeklärt sind oft die genauen Ursachen.

 

Durch Prävention Beschwerden vermeiden

Derzeit kommt der Vermeidung von Allergien eine große Bedeutung zu. Prävention (= Vorbeugung, Verhütung von Krankheiten) gegen Allergien ist in vielen Bereichen möglich. Damit Sie gar nicht erst unter den Beschwerden leiden, wird nachfolgend die sogenannte „Primärprävention“ angesprochen.

Insbesondere Kinder mit und ohne erbliche Vorbelastung können von der Primärprävention profitieren. Haben Eltern oder Geschwister bereits Allergien, so ist das eigene Risiko gegenüber Nicht-Allergikern erhöht.

 

Empfehlungen für Paare mit Kinderwunsch und Schwangere

Experten haben einige Empfehlungen für Paare mit Kinderwunsch, junge Familien, Schwangere und Menschen mit allergischen Erkrankungen in der Familie in einer Leitlinie zusammengetragen.

Mütterliche Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit
Achten Sie während der Schwangerschaft und Stillzeit auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung. Vermeiden Sie Diäten und einseitige Ernährung.

Muttermilch-Ersatznahrung
Sollten Sie nicht oder nicht ausreichend stillen, nutzen Sie in den ersten vier Monaten bei Risikokindern sogenannte hypoallergene Säuglingsnahrung statt Kuhmilch. Auch sojabasierte Säuglingsnahrung wird nicht empfohlen.

Einführung von Beikost und Ernährung des Kindes im ersten Lebensjahr
Dies ist ab dem fünften Lebensmonat möglich und sinnvoll. Es gibt keine Belege, dass eine frühere Einführung vorteilhaft ist.

Achten Sie auf das Körpergewicht Ihres Kindes
Deutliches Übergewicht geht mit einen höheren Asthmarisiko einher. Bei Kindern soll Übergewicht u. a. deshalb vermieden werden.

Regelmäßige Impfungen beachten
Es gibt Hinweise, dass Impfungen bei Kindern das Allergierisiko senken können. Lassen Sie Ihr Kind nach den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) impfen.

Schimmel und Feuchtigkeit
Vermeiden Sie zu hohe Luftfeuchtigkeit. Diese begünstigt die Bildung von Schimmelpilzen.

Verzicht auf Tabakrauch
Tabakrauch erhöht das Risiko für Allergien und Asthma. Verzichten Sie daher besser darauf, Ihrem Kind und Ihnen zuliebe.

Schadstoffe im Innenraum
Insbesondere wenn Sie oder Ihr Kind allergisch sind, gilt: Halten Sie die Belastung mit Innenraumluftschadstoffen so gering wie möglich. Diese entstehen z. B durch neue Möbel, Maler- und Renovierungsarbeiten.

Autoabgase und Stickoxide sind problematisch
Das Thema wird derzeit leidenschaftlich diskutiert. Fest steht aber: Das Risiko, Asthma zu entwickeln, ist bei Belastung mit Stickoxiden erhöht.

Kaiserschnitt
Es gibt Hinweise, dass Kinder, die mittels Kaiserschnitt auf die Welt kommen, ein erhöhtes Allergierisiko haben. 

 

Bedeutung für Patienten

Wenn Sie selbst Allergiker sind oder Ihr Kind unter allergischen Symptomen leidet, sollten Sie versuchen, diese Empfehlungen zu beachten:

  • Haustiere: Auch als Allergiker müssen Sie nicht generell auf ein Haustier verzichten. Bei Risikokindern sollte zwar keine Katze angeschafft werden, aber Hundehaltung im Haushalt ist nicht mit einem erhöhten Allergierisiko verbunden.
  • Hausstaubmilben: Solange keine Milbenallergie bei Ihnen oder ihren Kindern nachgewiesen ist, brauchen Sie auch keine besonderen Vermeidungsmaßnahmen durchführen. Auch auf milbenundurchlässigen Matratzenüberzüge (Encasing) zur Allergievorbeugung können Sie verzichten. Wenn Sie jedoch bereits eine Milbenallergie haben, kann die Anschaffung eines Encasing durchaus sinnvoll sein.
  • Stillen: Längeres oder ausschließliches Stillen senkt das Allergie-Risiko nicht. Sie können, müssen aber nicht länger als vier Monate stillen.
  • Ernährung: Es gibt keine allgemeine Diät für Mütter und Kinder zur Allergieprävention. Übrigens wird Fisch – außer bei bekannter Fischallergie – in der Schwangerschaft oder Stillzeit und als Beikost für Kinder empfohlen. 
  • Luftschadstoffe: Tabakrauch und Luftschadstoffe im Innenraum sollten vermieden werden.

Bisher noch nicht abschließend untersuchte Faktoren

  • Einfluss von Probiotika: Es gibt Unterschiede zwischen den Präparaten und Bakterienstämmen. Erforderliche Menge, Dauer der Anwendung und der Zeitpunkt der Gabe sind noch offen.
  • Vitamin D-Spiegel und Vitamin D-Gabe: Hierzu liegen noch keine ausreichenden Daten vor. 
  • Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika und Schmerzmitteln (Paracetamol): Der ursächliche Zusammenhang zwischen der Medikamenteneinnahme und der möglichen Entwicklung von allergischen Erkrankungen ist noch offen.
  • Unspezifische Immunmodulation: Es liegen Daten vor, die zeigen, dass z. B. das Aufwachsen auf einem Bauernhof, eine höhere Anzahl älterer Geschwister und der Besuch einer Kindertagesstätte vor der Entwicklung allergischer Erkrankungen schützen kann. Aber ein oder zwei Wochen Ferien auf dem Bauernhof werden nicht wirklich helfen. 

 

Dr. med. Steffen Erb (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde)
Gerikestraße 4, 39340 Haldensleben
Tel.: 03904 498878
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