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Ärzte erklären

Allergie gegen Weizen beim Kind: Welche Symptome sind zu beachten und welche Testmethoden gibt es?

Weizen ist ein Grundnahrungsmittel; schon Kleinkinder essen gerne Brei, Brot und andere Backwaren. Sensibilisierungen - das heißt IgE Antikörper - gegen Weizen sind häufig und kommen bei ca. zehn Prozent der Kinder vor. Eine klinisch relevante Weizenallergie ist dagegen deutlich seltener (ca. 0,3 % unter 5 Jahren).

Bei Kleinkindern sind die Symptome einer Weizenallergie sehr unterschiedlich. Diese können von Erbrechen, Atemproblemen, Nesselsucht bis hin zu einem allergischen Schock (Anaphylaxie) reichen. Nach dem Verabreichen weizenhaltiger Beikost bei Kleinkindern kann sich die Weizenallergie bereits nach der ersten Mahlzeit einstellen.

 

Die Weizenallergie ist eine Reaktion vom Soforttyp

Es handelt sich bei der Weizenallergie um eine Soforttypreaktion. Symptome treten in einem Zeitraum von Minuten bis zu zwei Stunden nach dem Verzehr von weizenhaltigen Lebensmitteln auf.

Bei Kleinkindern und Kindern, die an einer Neurodermitis leiden, kann sich die Weizenallergie auch in Form einer Hautverschlechterung zeigen. Die Reaktionen an der Haut treten oft etwas später auf und können sich z. B.  erst am nächsten Tag bemerkbar machen.  

 

Wann sollten Eltern zum Kinderarzt gehen?

Wenn direkt nach dem ersten Getreidebrei eine der oben genannten Reaktionen auftritt, liegt es höchstwahrscheinlich am Weizen. Bei ersten Anzeichen einer Neurodermitis sollte frühzeitig der Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch, wenn sich eine bereits diagnostizierte Neurodermitis verschlechtert.

 

Welche Untersuchungen kann der Kinderarzt durchführen?

Eine Blutuntersuchung (IgE-Antikörper gegen Weizenproteine) ist jederzeit möglich. Dabei kann heute im Rahmen der molekularen Allergiediagnostik gleich mit überprüft werden, ob auch Antikörper gegen andere Getreidesorten (z.B. Roggen, Dinkel und Gerste) vorliegen.

Auch ein Hauttest ist möglich, sofern ein geeigneter Pricktest zur Verfügung steht. Häufig erfolgt diese Untersuchung im Kindesalter am Rücken. Bei Kindern mit Neurodermitis kann sich zur Bestätigung eines positiven Tests eine orale Provokationstestung in einer Klinik anschließen.

 

Bedeutung für Eltern und Kinder

Weizen ist eine der häufigsten Ursachen von Nahrungsmittel-Allergien bei Kindern. Diese tritt in jungen Jahren häufig zusammen mit Allergien gegen Hühnerei, Kuhmilch und Erdnuss auf, wobei letztgenannten Formen häufiger vorkommen als die Weizenallergie.

Eine Weizenallergie beginnt häufig bereits im Kleinkindalter. Wichtig ist, dass die Eltern die Kinder bei Einführung der Beikost beobachten und mögliche Symptome einer Allergie auf Nahrungsmittel erkennen. Die Abklärung ist dann ärztliche Arbeit. Die Kinder müssen aber durch die Eltern zum Arzt gebracht werden, damit entsprechend geholfen werden kann, bestenfalls frühzeitig. Die gute Nachricht ist, dass die allergischen Reaktionen zumeist vor dem Erwachsenenalter wieder verschwinden.

 

Vermeidung: Die bisher einzige Therapiemöglichkeit

Nach einer positiven Testung und entsprechenden allergischen Symptomen ist eine Vermeidung von weizenhaltigen Lebensmitteln wichtig. Ein Ausweichen auf andere Getreide wie Dinkel ist nicht zu empfehlen. Dinkel ist die Urform von Weizen, daher ist die Wahrscheinlichkeit einer Kreuzallergie hoch.  Bessere Alternativen sind Hirse, Buchweizen und Johannisbrotmehl.

 

Verlauf bei klinisch manifester Weizenallergie

Ähnlich wie bei der Hühnerei- oder Kuhmilchallergie haben Kinder sehr gute Chancen, dass sich die Weizenallergie bis zum Schulalter wieder normalisiert bzw. klinisch nicht mehr relevant ist. Um dies zu überprüfen, sollte ein bis zwei Jahre nach der ersten Diagnose eine (erneute) Provokationstestung mit Weizen in der Klinik erfolgen. Fällt diese negativ aus, so sollte das Kind regelmäßig weizenhaltigeNahrungsmittel essen, damit die Verträglichkeit (Toleranz) erhalten bleibt.  

 

Therapiemöglichkeiten

Bisher gibt es keine zugelassene Therapieform. In Studien wird derzeit an Patienten untersucht, ob mittels oraler Immuntherapie eine Besserung bzw. Heilung erzielt werden kann. Diese Studien werden zunächst aber an erwachsenen Patienten durchgeführt und nicht an Kindern.

 

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung

Traten in der Vergangenheit sehr schwere Reaktionen nach Verzehr von Weizen auf, muss der Arzt Ihrem Kind ein Notfallset mit einem Adrenalin-Autoinjektor verschreiben. Eine Notfallschulung ist essentiell. Ein Allergiepass sollte ausgestellt und Kindergarten bzw. Schule darüber informiert werden.

Zudem ist eine individuelle Ernährungsberatung sehr hilfreich. Diäten unter Vermeidung sämtlicher Lebensmittel, die möglicherweise Spuren von Weizen enthalten, sind für Kinder mit lediglich leichten Symptomen allerdings nicht zu empfehlen.

 

Dr. med. Annette Gogolka (Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde)
Holzhauser Strasse 4, 32257 Bünde
Tel.: +49 (0) 5223 / 652 23 77
Website: https://gogolka.de/