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Ärzte erklären

Allergie gegen Schalenfrüchte (Nüsse &Co) - worum geht es dabei?

Zu den Schalenfrüchten zählen Haselnüsse, Walnüsse, Mandeln, Cashewkerne, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamianüsse. Botanisch unterscheiden sich diese erheblich.  Zu den Nüssen gehören Walnuss, Haselnuss, Pecan- und Macadamianuss. Mandeln, Pistazien und Cashewkerne sind Steinfrüchte, die Paranuss ist dagegen eine Kapselfrucht.

Haselnüsse, Pistazien und Paranüsse sind beliebte Zwischenmahlzeiten und Knabbereien. Beispielsweise finden sich Haselnüsse oder Mandeln in Backwaren, Studentenfutter und industriell hergestellten Lebensmitteln. Auch für Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, stellen Schalenfrüchte einen wichtigen Energielieferanten dar.

 

Kreuzreaktionen durch Schalenfrüchte

Zwischen den einzelnen Schalenfrüchten gibt es trotz unterschiedlicher Herkunft allergische Kreuzreaktionen. Dabei reagiert das Immunsystem gegen Stoffe, die jenen ähnlich sind, auf die bereits eine Allergie vorliegt. Menschen mit einer Allergie gegen Birkenpollen reagieren z. B. häufig auf Äpfel und Haselnüsse allergisch.

Diese Reaktionen beruhen auf pflanzlichen Allergenfamilien, die sich in den meisten Schalenfrüchten finden und für Menschen, die auf „Nüsse“ allergisch reagieren, von Bedeutung sein können.

 

Eiweiße in Schalenfrüchten könnten Allergie auslösen

Identifiziert worden sind in Schalenfrüchten sogenannte:

  • Speichereiweiße (Proteine)
  • Lipid-Transfer-Proteine (vorwiegend in Südeuropa) und
  • mit den Birkenpollen verwandte Proteine (meist in Nord- und Mitteleuropa)

 Manche Allergene sind aber bislang nur in einzelnen Schalenfrüchten beschrieben worden, wie z. B. das in Mandeln enthaltene Thaumatin.

 

Nüsse: Bereits kleinste Mengen können gefährlich sein

Die genannten Speichereiweiße sind hitzebeständig, das heißt, sie lassen sich nicht durch Kochen, Backen oder Rösten inaktivieren. Sie widerstehen größtenteils auch der aggressiven Magensäure. Sie bilden einen wesentlichen Anteil der Proteine in Baumnüssen. Bei der Haselnuss machen diese ca. 87 % der Gesamtproteinmenge aus. Dies erklärt, warum häufig schon sehr kleine Mengen ausreichen, um schwere allergische Reaktionen – bis hin zu einer lebensbedrohlichen Reaktion (Anaphylaxie) - auszulösen. Auch die Lipid-Transfer-Proteine überstehen Hitze und Magensäure.

Die mit den Birkenpollen verwandten Allergene werden durch Erwärmen und die Verdauungsenzyme des Magens meist zerstört. Bei Patienten mit einer Birkenpollenallergie und damit verbundenen Kreuzallergie gegen Nüsse beschränken sich die Symptome daher häufig nur auf den Mund- und Rachenraum (orales Allergiesyndrom). Durch die Verarbeitung der Nüsse mittels Rösten, Backen und Kochen wird das Allergie-Potenzial meist gesenkt. 

 

Bedeutung für Patienten

Wenn Sie allergische Reaktionen nach Verzehr von Schalenfrüchten bei Ihrem Kind oder sich festgestellt haben, teilen Sie dies Ihrem behandelnden Arzt mit. Dabei ist hilfreich, wenn Sie sich folgende Notizen machen:

  • Dokumentieren Sie die festgestellten klinischen Symptome und beteiligten Organsysteme (wie z.B. an der Haut oder am Magen-Darmtrakt)
  • Notieren Sie sich, welche Nusssorte oder Mischung von Nüssen Sie oder Ihr Kind gegessen haben, sofern dies möglich ist
  • Wenn Sie Symptome eines anaphylaktischen Schocks wie z. B. Schwindel, Herzrasen, Kopfschmerzen, Hautreaktionen oder Atemwegsreaktionen entwickeln, sollten Sie sofort Ihren Arzt oder die Telefonnummer 112 anrufen
  • Lassen Sie sich oder Ihrem Kind einen Allergiepass ausstellen, wenn eine schwere Reaktion auf Schalenfrüchte aufgetreten ist
  • Achten Sie beim Einkauf von Lebensmitteln auf dem Wochenmarkt oder beim Restaurantbesuch darauf, ob Schalenfrüchte enthalten sind. Hier ist keine Kennzeichnungspflicht wie bei verpackten Lebensmitteln vorgegeben. 

 

Diagnostische Möglichkeiten

Mittels Hauttest oder Blutuntersuchung kann der Nachweis von nuss-spezifischen Antikörpern (IgE-Antikörpern) erfolgen. Die seit einiger Zeit verfügbare „Molekulare Allergiediagnostik“ ist eine gute Hilfestellung bei der Risikoabschätzung. Damit kann die Entstehung der Haselnuss-Allergie genauer beurteilt werden.

 

Therapiemöglichkeiten

Eine ursächliche Therapie gibt es nicht, daher steht die Ernährungsumstellung an erster Stelle. Die ermittelte Nusssorte muss strikt vom Speiseplan gestrichen werden! Besteht z. B. gegen Walnüsse eine starke Allergie, müssen Sie nur diese von der Einkaufsliste streichen.

 

Nutzen Sie eine Ernährungsberatung!

Eine individuelle Ernährungsberatung bei einem Experten ist sehr empfehlenswert. Pauschaltestungen oder einseitige Diäten unter Vermeidung sämtlicher Schalenfrüchte sind nicht zu empfehlen.

 

Dr. med. Florian Wimmer (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde)
Seligenthaler Str. 8, 84034 Landshut
E-Mail: info@hno-landshut.de
https://www.hno-landshut.de