Zum Hauptinhalt springen

Medien berichten

Encasings – Wie helfen die Matratzenüberzüge bei einer Hausstaubmilbenallergie?

Hausstaubmilben (HSM) sind mit den bloßen Augen nicht erkennbar, leben gerne in einem feucht-warmen Klima und ernähren sich von abgesonderten Hautschuppen. Ein Mensch verliert pro Tag sehr viele Hautschuppen, vor allem im Bett, weshalb dieser Ort einen idealen Lebensraum für die HSM bietet. HSM sind weltweit verbreitet und kommen ganzjährig vor. HSM verursachen häufig Allergien.

Diese äußern sich an Nase (verstopfte Nase), Augen (juckende gerötete Augen) und Lunge und können zu Schlafstörungen führen. Müdigkeit, schlechte Schlafqualität, nächtliches Erwachen sind Beispiele dafür. Tagesmüdigkeit führt zu Gereiztheit. Als sekundäre Beschwerden können Kopfschmerzen und verringertes Geruchsempfinden hinzukommen.

Die allergenen Proteine finden sich im Milbenkörper und im Milbenkot. Diese Allergene werden beim Liegen auf der Matratze während des Schlafes eingeatmet und verursachen die allergischen Beschwerden an Nase und Lunge. 50 – 85% der Asthmatiker sind sensibilisiert gegen HSM, jeder zweite entwickelt Asthma. Darüber hinaus kann auch die Haut betroffen sein und es kann zu Hautausschlag (Ekzem) kommen, insbesondere in den Bereichen, die nachts durch Schwitzen feucht sind und mit den Milbenallergenen in Kontakt kommen. Deshalb bedeutet der Schlaf für viele Hausstaubmilbenallergiker eine Belastung anstatt eine Erholung. Um dem entgegenzuwirken, können dicht verwebte Matratzenschutzbezüge gegen Milben und deren Allergene, sogenannte Encasings, den Betroffenen helfen.

 

Was sind Encasings und was bedeutet der Begriff?

Das Wort Encasing kommt aus dem Englischen und bedeutet Umhüllung. Ein sogenanntes Encasing ist ein Matratzenzwischenbezug, der verhindert, dass die Allergene der HSM in die Matratze oder aus der Matratze heraus gelangen. Wer auf HSM allergisch reagiert, muss insbesondere im Bett den Kontakt mit den HSM meiden. Hier können Encasings, Zwischenbezüge aus weichem Mikrofaser-Vlies, die über die Matratze und andere Bettwaren gezogen werden, Abhilfe schaffen. Sie ersetzen die Alltagsbezüge (Leintuch, Spannbetttuch) nicht, diese werden zusätzlich über die Encasings gezogen. Encasings können HSM zwar nicht für immer vertreiben, jedoch deren Vorkommen und Vermehrung im Bett deutlich reduzieren. Idealerweise verhindert man die Milbenbesiedlung einer neuen Matratze mit einem Encasing direkt nach der Anschaffung. Encasings sind die wichtigste und leichteste Möglichkeit, Milbenallergene zu Hause zu vermeiden. Überzüge für Kopfkissen sowie die Bettdecke werden eventuell nicht benötigt, wenn diese regelmäßig bei 60 °C gewaschen werden. Encasings sollten unter keinen Umständen mit Matratzenschonern verwechselt werden.

 

Wer übernimmt die Kosten für Encasings?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für das Encasing. Wir empfehlen Ihnen vor Anschaffung, bei Ihrer Krankenkasse nachzufragen. Häufig ist es notwendig, dass ein Arzt die Hausstaubmilbenallergie im Vorfeld diagnostiziert hat. Zudem kann es sein, dass der Antrag zur Kostenübernahme vor der Anschaffung eines Encasings einzureichen ist. Bei Doppelbetten benötigen Sie zwei Encasings, da die HSM sonst aus dem zweiten Bett herüberwandern. In Kinderzimmern sollten alle Betten mit einem Encasing ausgestattet werden. Wenn Sie selbst ein Encasing kaufen wollen, finden sich z. B. in der Zeitschriften von Ökotest oder der Stiftung Warentest entsprechende Testergebnisse von Encasings.

 

Was ist beim Kauf von Encasings zu beachten?

Vor dem Kauf sollten Sie überprüfen, ob das Encasing  den aktuellen Qualitätskriterien entspricht. Wenn Ihre Hausstaubmilbenallergie  sehr ausgeprägt ist, empfehlen wir Ihnen, in ein hochwertiges Encasing aus Kunststoff zu investieren, da diese aufgrund ihrer technologischen Machart besonders wirksam sind.

Die folgende Liste nennt zentrale Kriterien, die ein wirksames Encasing erfüllen sollte:

  1. Allergendichtes Material (Porengröße unter 5 Mikrometer)
  2. Hohe Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit (bietet guten Schlafkomfort)
  3. Atmungsaktivität (besonders für stark schwitzende Menschen relevant)
  4. Keine störenden lauten Knistergeräusche
  5. Unterlegter Reißverschluss und verschweißte Nähte
  6. Die Größe muss exakt zu der Größe Ihrer Matratze  und unter Ihre Bettwäsche passen
  7. Die vollständige Umschließung der Matratze muss gegeben sein (allergendicht)
  8. Waschbar bei 60°C
  9. Keine relevanten Schadstoffe freisetzen
  10. Qualitätssiegel, wie z. B. das TÜV-Prüfsiegel

Vorteilhaft ist es, sich im Fachhandel beraten zu lassen und gegebenenfalls auszuprobieren, welches Encasing für Sie geeignet ist.

 

Wie pflege ich das Encasing?

Viele Hersteller empfehlen, dass die Encasings regelmäßig (ca. alle 2 Monate) bei mindestens 60°C gewaschen werden. Es wird bei der Pflege ein mildes Waschmittel vorgeschlagen. Auf Weichspüler sollte verzichtet werden. Häufig können Encasings bei niedriger Temperatur im Schongang im Trockner behandelt werden. Sowohl die Waschmaschine als auch der Trockner sollten nicht zu voll sein. Es ist besser, die Encasings einzeln zu waschen bzw. zu trocknen, sodass sie sich frei in der Trommel bewegen können.  Darüber hinaus können die unterschiedlichen Hersteller weitere Hinweise zur Pflege geben.

Es wird empfohlen, das Encasing von spitzen Gegenständen fernzuhalten. Auch harte Federkiele in Bettdecken sowie Kissen können das Encasing von innen durchdringen. Die Zwischenbezüge sind in der Regel nicht dehnbar und sind somit besonders empfindlich.

 

Was kann ich zusätzlich tun, um die Wirkung von Encasings zu unterstützen?

Zusätzlich zur Verwendung von Encasings können Sie dafür sorgen, dass die Menge an Milbenallergenen und Milben in Ihrer Wohnung vermindert werden. Wirksame Ansätze sind hierbei die Luftfeuchtigkeit im Wohnraum zu reduzieren sowie die Nahrungszufuhr für Milben zu verhindern. Bei den Reduktionsmaßnahmen gilt, dass im Bett begonnen wird, diese dann auf den Schlafbereich und schließlich bei Bedarf auf den übrigen Wohnraum ausgeweitet werden.

 

  • Bettgestell mit Füßen verwenden, um bessere Belüftung von unten zu gewährleisten
  • Bettdecken am besten draußen oder bei offenem Fenster jeden Tag aufschütteln und lüften, damit die nachts aufgenommene Feuchtigkeit wieder abgegeben werden kann
  • Bettwäsche wöchentlich wechselnsowie das Encasing alle 2 Monate bei mindestens 60°C waschen
  • Kuscheltiere entfernen oder regelmäßig waschen (bei 60 °C werden HSM inkl. Eier abgetötet und Allergene entfernt)
  • Anzahl von Kuscheltieren im Bett auf ein Minimum reduzieren. Diese sollten regelmäßig bei min. 60 °C gewaschen werden.
  • Alternativ zur Wäsche können Kissen und Stofftieren für 24 h eingefroren (-15 °C) werden (dabei werden zwar nur 50 % der vorhandenen Milben abgetötet, aber die verbleibenden Milben sind nach dem Auftauen so weit eingeschränkt, dass sie keine Eier mehr legen und meist nach 10-15 Tagen sterben)
  • Das Schlafzimmer mehrmals täglich lüften (Stoßlüften 5-10 Minuten)
  • Luftfeuchtigkeit und Temperatur regulieren (unter 60 % und 18 °C)
  • Täglich Staubsaugen (Staubsauger mit Mikrofilter/HEPA-Filter) bzw. Boden wischen
  • Schwere Gardinen, offene Regale sowie Staubfänger/Zimmerpflanzen reduzieren oder entfernen
  • Zimmerpflanzen aus dem Schlafzimmer entfernen

 

Die Exposition gegen HSM-Allergene im Bett liegt bei 10-20%. HSM-Allergene finden sich auch im restlichen Haus, in Teppichen, Polstermöbeln, Autositzen, am Arbeitsplatz etc. Deshalb im Zweifelsfall:

  • Ausweitung der für den Schlafraum empfohlenen Maßnahmen auf die ganze Wohnung
  • Jacken, Mützen, Handschuhe, Schal regelmäßig waschen
  • Teppiche können nicht dauerhaft milbenfrei sein, weshalb sich wischbare Böden, wie z.B. Parkett besser eignen
  • Abwaschbare Polstermöbel bzw. glatte Ledermöbel anschaffen
  • Auto mit Ledersitzen
  • Wenn möglich keine Haustiere halten, da die Tierhaare und Schuppen ebenfalls eine Nahrungsquelle für Milben sind und Haustiere zudem Staub aufwirbeln können

Milbenabtötende Sprays durchdringen lediglich die Oberfläche von Matratzen, Teppichen und Polstermöbel. Das Gift sollte im Haushalt nicht verwendet werden und wird, vor allem von den meisten Kinderallergologen nicht angeraten.

 

Was kann ich bei fortbestehender Hausstaubmilbenallergie tun?

Obwohl Encasings und zusätzliche Karenzmaßnahmen vielen Allergikern den Alltag erleichtern, werden nur ein Teil der Patienten beschwerdefrei. Sollten die allergischen Beschwerden trotz des Gebrauchs eines Encasings nach ca. 3 Monaten nicht wesentlich besser werden, empfehlen wir Ihnen, einen Allergologen aufzusuchen.

Dieser wird prüfen, ob die Indikation für eine spezifische Immuntherapie (SIT) in Form von Spritzen oder Tropfen/Tabletten gegeben ist. Die auch als Hyposensibilisierung bekannte Behandlung sollte über einen Zeitraum von 3 Jahren durchgeführt werden und nimmt direkten Einfluss auf Ihr Immunsystem. Die SIT ist derzeit die einzige ursächliche Behandlungsform bei einer Milbenallergie. Sie kann u. a. die Entwicklung oder Verschlechterung von allergischem Asthma bronchiale verhindern.

 

 

Dr. med. Ulf Reineke (Facharzt für HNO-Heilkunde und Allergologe)

HNO- und Allergiezentrum Herford
Gemeinschaftspraxis Dr. med. H. Wrede & Dr. med. U. Reineke
Berliner Straße 6-8 32052 Herford
Tel.: 05221/56107
https://www.hno-herford.de/